November 23, 2006

Vorbereitungen

In zwei Wochen, genauer gesagt am 08.12. sitze ich im Flugzeug Richtung San Jose und so richtig realisiert habe ich es immer noch nicht. Ich frage mich, ob das noch kommen wird, die Panik, auf die ich nun bereits seit einigen Wochen warte, ist bisher ausgeblieben. Das einzige, was mir Sorgen bereitet, sind solche Gedanken wie, ob mein Visum rechtzeitig ankommen wird oder ob mit meiner Krankenversicherung in den USA alles glatt läuft. Vermutlich ist es auch besser so, wenn ich nicht allzu früh in Panik verfalle, wenn die Panik überhaupt noch irgendwann kommt, lange ist es ja nicht mehr. Aber zur Zeit freue ich mich einfach nur auf das, was mich erwartet, eine neue Familie mit tollen Kindern, ein neues Zuhause, eine neue Stadt, ein neues Leben. Ich versuche, so gut es geht, alles genau durchzuplanen, damit ich auch bloß nichts vergesse, ich bin ja so ein kleiner Organisationsfreak!:) Vielleicht bin ich auch genau aus diesem Grunde noch so gelassen, ich habe einfach keine Zeit, mir groß darüber Gedanken zu machen, was alles passieren könnte, da ich einfach soviel zu organisieren habe. Angefangen von der Auflösung meines Zimmers zuhause...ich stecke bereits jetzt im totalen Chaos! Ich hasse es, entscheiden zu müssen, was ich behalten will und was ich abgeben werde, ich hasse es, in Kategorien denken zu müssen: Diese Dinge kommen direkt mit in die USA, diese Dinge kommen später nach, das wird verschenkt, das weggeschmissen und die restlichen Dinge werden erstmal eingelagert. Ich versuche einfach, die meisten Sachen spontan zu entscheiden, mir ist jetzt schon klar, dass ich sowieso nicht all das mit bekomme, was ich gerne mitnehmen würde. Wie soll das auch gehen, wenn man nur zwei Koffer a` 23kg mitnehmen darf? Weiter geht’s mit der Planung meiner Abschiedsparty, die ja eigentlich im kleinen Kreis stattfinden soll, aber dennoch Planung bedarf. Ich möchte es gerne so typisch amerikanisch wie möglich machen und hoffe sehr, dass die Party schön und nicht allzu traurig sein wird. Des Weiteren bin ich bereits seit Wochen Geschenke am kaufen, Gastgeschenke für die Familie, Abschiedsgeschenke für meine Lieben und Weihnachtsgeschenke, da ich ja Weihnachten nicht mehr hier sein werde. Langsam werde ich pleite ;)! Hinzu kommen allerlei Arztbesuche, ich dachte mir, dass es ja ganz sinnvoll wäre, alle Ärzte noch mal abzuklappern, damit ich mich um so was nicht direkt in den USA kümmern muss. Behördengänge müssen erledigt werden, Tabletten besorgt werden und zwischendurch will ich natürlich so oft wie möglich Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen. Mit dem endgültigen Koffer packen werde ich vermutlich nächste Woche anfangen, zumindest die Packliste liegt schon bereit. Aber das Gefühl, irgendwas zu vergessen, ist immer präsent, aber das ist ja immer so.
Meine Gastmutter und ich schreiben weiterhin regelmäßig E-Mails, was ich sehr schön finde. Man merkt richtig, dass sie sich schon jetzt total um mich bemüht und dass sich die ganze Familie total auf mich freut, was mir den Abschied hier um einiges erleichtert. Gestern fragte sie, was ich gerne trinke oder zum Frühstück esse, was ich sehr süß fand, da es so rüber kam, als wolle sie bereits jetzt für mich entsprechend einkaufen gehen.:) Dann erzählt sie mir dauernd irgendwelche lustigen Geschichten über die Kinder, was sie so machen und alles in allem habe ich ein sehr, sehr gutes Gefühl bei dieser Familie, ich denke und hoffe, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, aber davon gehe ich eigentlich aus.
Am 23.12. fliegen wir zu den Großeltern nach Oklahoma, für eine Woche und darauf freue ich mich auch schon sehr, obwohl es scheint, dass der Dezember schon so ziemlich voll gepackt sein wird, jede Woche gibt’s eine andere Party und vermutlich habe ich dann gar nicht erst die Gelegenheit, Heimweh zu bekommen. Wir werden sehen...!
Es ist auf jeden Fall ziemlich aufregend, obwohl ich gerne ein bisschen weniger Aufregung hätte, gerade die Sache mit meinem Visum liegt mir schwer im Magen. Aber wer hätte auch gedacht, dass das jetzt alles so schnell geht? Geplant hatte ich ja eigentlich den 01. Januar als frühsten Ausreisetermin, aber auf die paar Wochen kommt es jetzt auch nicht mehr an. Trotzdem ist es komisch, viele Dinge bereits jetzt zum letzten Mal zu tun. Nächste Woche habe ich zum Beispiel den letzten Tag mit Nina, das Mädchen auf das ich die letzten zweieinhalb Jahre aufgepasst habe, ich denke, dass es sehr hart sein wird, von ihr Abschied zu nehmen. Mein letzter Arbeitstag steht auch für nächste Woche an, das ist irgendwie schon recht seltsam.
Aber wie ihr vielleicht auch raushören könnt, freue ich mich total auf das kommende, so schwer es vielleicht am Anfang auch sein wird, irgendwie kriege ich das schon hin, oder? :)



Bis bald!

Alles Liebe,

Eure Nadine

November 16, 2006

Green Card Interview



Am Montag, dem 13. November war es nun endlich soweit, ich hatte mein lang ersehntes Interview beim Konsulat in Frankfurt.
Nachdem ich diesem Ereignis solange entgegen gefiebert hatte, war das Interview an sich eher unspektakulär.
Um sieben Uhr morgens stand ich mit mindestens zehn anderen Leuten bibbernd vorm Konsulat und wartete darauf, eingelassen zu werden. Der Termin war zwar für acht Uhr angesetzt worden, aber ihr kennt mich ja ;)!
Zuerst ging es zum ersten Schalter, wo ich die Einladung zum Interview vorzeigen und meinen Pass vorweisen musste. Danach ging es durch die Sicherheitskontrolle, die man sich wie beim Einchecken am Flughafen vorstellen kann. Als nächstes musste ich zu einem weiteren Schalter, um die Visa Gebühren zu bezahlen. Manche werden sich jetzt sicher fragen: Wie, Gebühren? Nadine hat die Green Card doch GEWONNEN! :) Tja, so einfach ist es leider nicht, bevor entschieden wird, ob man die Green Card nun bekommt oder nicht, muss man ca. 650 Euro bezahlen. Entscheidet der zuständige Konsul beim Interview dann, dass man kein Visum bekommt, dann ist das Geld futsch, aber das Risiko geht man natürlich gerne ein!
Nach dem bezahlen hieß es erstmal warten, bis meine Nummer aufgerufen wurde. Ich durfte dann zum nächsten Schalter, wo sich prompt herausstellte, dass die teuren Passbilder vom Fotografen nichts taugen und ich neue machen müsste. Also gut, ab zum Fotoautomaten und schnell neue gemacht. Danach folgte wieder eine ewige Wartezeit, bevor ich dann endlich zum nächsten Schalter aufgerufen wurde, wo ich meine ganzen Unterlagen im Original und in der Kopie vorzeigen bzw. abgeben musste. Zu diesen Unterlagen gehören die Geburtsurkunde, das Führungszeugnis, sämtliche Zeugnisse und Nachweise darüber, dass man genug Bargeld besitzt (damit man Amerika nicht direkt nach der Einreise auf der Tasche liegt). Nachdem meine Unterlagen okay schienen, durfte ich mich erneut zum Warten hinsetzten. Um elf Ihr war es dann endlich soweit, ich durfte zum Schalter für das eigentliche Interview mit dem Konsul. Das Interview bestand im Prinzip aus drei Fragen: „Warum wollen Sie in die USA auswandern?“, „Wohin werden Sie gehen?“ und „Haben sie bereits einen Job?“ Nachdem das geklärt war, musste ich meine rechte Hand heben und schwören, dass alle Angaben, die ich zuvor gemacht hatte, der Wahrheit entsprechen und ich außerdem kein Terrorist bin!:)
Und schon war ich wieder draußen...doch es blieb keine Zeit zum Feiern, da ich direkt zum Vertragsarzt musste, was auch zur Green Card Prozedur gehört. Also ab ins Taxi und zum Arzt, wo ich wieder eine Nummer bekam und...wieder warten durfte. Nachdem ich weitere 125€ Arztgebühren zahlen „durfte“, wurde ich geröntgt, mir wurde Blut abgenommen, ich musste eine Urinprobe abgeben, einen Sehtest machen (natürlich hatte Nadine ihre Brille vergessen und ist gnadenlos durchgefallen...) und es wurde ein kompletter Check up vom Arzt durchgeführt. Zwischendurch bin ich glatt noch in Ohnmacht gefallen, weil ich zum einen nichts gegessen hatte und zum anderen schiebe ich das auch der ganzen Aufregung zu!:) Nun ja...kann passieren und war auch nicht weiter tragisch.
Und das war’s eigentlich schon...! Laut dem Konsul werde ich das Visum in ca. zwei Wochen erhalten und nun warte ich jeden Tag sehr ungeduldig auf den Briefträger... ;)!

Bis bald!

Eure Nadine

November 02, 2006

Mein neuer Job!




Der Tag, vom dem ich dachte, dass er gar nicht mehr kommen würde, ist nun endlich da: Ich habe eine Gastfamilie gefunden!
Wie ich ja bereits im letzten Beitrag berichtet habe, hatte ich während meines Urlaubes in den USA mehrere Vorstellungsgespräche, unter anderem mit einer Mutter. Direkt nach meiner Ankunft zurück in Deutschland schrieb diese Mutter mir, dass sie unser Treffen sehr schön fand und bedankte sich noch einmal für meine Zeit. Von da an schrieben wir uns regelmäßig E-Mails und bombardierten uns gegenseitig mit Fragen, um einander besser kennen zu lernen. Ihre Antworten auf meine Fragen gefielen mir und deckten eigentlich alles ab, was ich mir von einer Gastfamilie erhofft hatte. Dennoch versuchte ich meine Hoffnungen flach zu halten, da wir immer noch nicht über das Gehalt gesprochen hatten. Nach einigen Wochen schrieb sie mir, dass sie und ihr Mann denken, dass ich perfekt zu ihrer Familie passen würde und dass sie nun meine Referenzen von früheren Familien checken wollten. Letzte Woche bekam ich dann die Nachricht, dass sie mir ein Angebot schicken würden, da sie mich sehr gerne in ihre Familie aufnehmen wollten. Ich war natürlich total aus dem Häuschen und sehr aufgeregt. Ich konnte es kaum abwarten, ihren Brief zu erhalten und machte mir gleichzeitig aber auch Gedanken darüber, was ich tun würde, wenn ihr Angebot nicht meinen Vorstellungen entsprechen würde. Denn innerlich hatte ich diese Familie bereits total in mein Herz geschlossen, die äußeren Bedingungen stimmten fast haargenau zu dem, was ich mir wünschte und die Familie gab sich bereits jetzt große Mühe, schrieb mir regelmäßig E-Mails und schickte mir sehr viele Fotos, von ihrer Familie, den Häusern und meinem Zimmer.
Nur zwei Tage später erhielt ich dann ein großes Paket per UPS und fragte mich, wie viele Blätter da wohl drin sein würden, denn mit einem Paket hatte ich nun ja überhaupt nicht gerechnet. Das erste was mir „entgegen fiel“ waren Geschenke und mein erster Gedanke war: „Aha, sie wollen mich also kaufen!“ Das ist jetzt nicht negativ gemeint, ich habe mich total gefreut und überhaupt nicht daran gedacht, dass mir Geschenke schicken würden! Jetzt wollt ihr sicher auch noch wissen, was das denn für Geschenke waren, oder? Ein wunderschöner, absolut traumhaft weicher Bademantel von Nautica, eine „Body Butter“ (Bodylotion) und Trüffel. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mein Herz klopfte, als ich dann den beiliegenden Umschlag mit dem Angebot öffnete. Das Angebot war eine sehr bunte Collage, mit Fotos der Familie, wo die Wörter „Caring“, „Fun“ und „Adventure“ neben standen. Ganz oben auf dem Blatt stand in großen Buchstaben: „Nadine, please be our nanny!“ Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus und hab vor Rührung fast geweint, weil ich das so süß fand. Gleichzeitig hatte ich auch Angst, weiter zu lesen, da ich befürchtete, in nur wenigen Sekunden enttäuscht zu werden.
Nun will ich euch aber nicht länger auf die Folter spannen, das Angebot der Familie umfasst folgende Dinge:
  • Krankenversicherung, auch im Ausland
  • Zahnversicherung (in den USA nicht wie hier in der Krankenversicherung enthalten und auch nicht unbedingt üblich, direkt vom Arbeitgeber zu erhalten)
  • Benutzung eines eigenen Autos, auch in meiner Freizeit (Versicherung schon enthalten)
  • Benutzung eines eigenen Laptops
  • Den Flug zur Familie (da hatte ich auch überhaupt nicht mit gerechnet!)
  • Zwei Wochen bezahlten Urlaub (mehr Urlaub haben die Amis nicht)
  • Gehalt, was meinen Anspruechen erfuellte 
Darunter stand dann noch, dass sie mich gerne ab Dezember einstellen würden, je früher, je besser und dass sie jedes Jahr zu Weihnachten zu ihrer Familie nach Oklahoma fliegen, wo sich alle Familienmitglieder für eine riesige Weihnachtsfeier treffen und dass sie mich gerne dabei hätten, wenn ich das wollen würde, den Flug würden sie natürlich bezahlen. Das kam natürlich sehr plötzlich, schließlich haben wir schon November und eigentlich hatte ich die Vorstellung, Weihnachten ein letztes Mal in Deutschland zu feiern. Nach einigem Überlegen und der moralischen Unterstützung meiner lieben Freundin Elli, kam ich dann aber zu dem Schluss, dass Weihnachten in Oklahoma auch sehr gut klingt!
Ich schickte das Angebot kurzerhand zu meiner ersten Gastmutter aus dem Au Pair Jahr und bat sie, um ihre Meinung dazu, worauf sie sagte, dass das ein sehr gutes Angebot wäre und sie die Mutter der Familie am Telefon sehr nett fand, die beiden haben ja aufgrund der Überprüfung meiner Referenzen miteinander gesprochen. Also sagte ich der Familie zu.
Zunächst habe ich nicht wirklich realisiert, was mir da gerade passiert, dass es jetzt ernst wird, doch nach ein paar Tagen sickert das doch langsam zu mir durch und ich warte eigentlich stündlich darauf, dass mich die große Panik ergreift ;) ! Einerseits bin ich total aufgeregt, überdreht und glücklich, andererseits geht das Ganze jetzt so verdammt schnell, dass mir das doch etwas Angst macht. Den genauen Abflugtermin müssen wir jetzt noch aushandeln und dann werde ich mal meine Jobs kündigen müssen und alles weitere organisieren und vorbereiten.

Ich halte euch auf dem Laufenden!

Alles Liebe, eure Nadine