October 21, 2006

Vorstellungsgespraeche



Bereits vor meinem Urlaub erhielt ich die Möglichkeit, drei Interviews (Vorstellungsgespräche) bei verschiedenen Nanny Agenturen für meinen USA Urlaub auszumachen, worüber ich sehr dankbar war. Nachdem ich alle möglichen Agenturen abtelefoniert hatte und ich meine Chancen, irgendwo aufgenommen zu werden, schwinden sah, war ich sehr froh, dass ich dies nun mit meinem Urlaub verbinden konnte. Es ist für viele Agenturen nämlich eine Bedingung, dass sie ihre Bewerber persönlich kennen lernen, bevor sie sie vermitteln, was auch ganz logisch erscheint, für mich aber ein großes Hindernis bei der Jobsuche war. Anscheinend war ich bei meiner Jobsuche etwas zu naiv rangegangen und stellte mir das alles einfacher vor, als es in der Realität war. Einen Tag vor meinem Urlaub bekam ich dann überraschenderweise noch eine E-Mail von einer Mutter, die anfragte, ob ich dazu bereit wäre, mich in meinem Urlaub mit ihr zu treffen, damit wir uns kennen lernen konnten. Natürlich sagte ich zu und war bereits in diesem Moment sehr nervös. Ich hatte totale Angst, dass keine der Agenturen mich aufnehmen würde und genauso große Angst, mich mit der Mutter zu treffen, aber das gehörte nun mal dazu.
Bereits am zweiten Tag in Los Angeles fuhr ich zur ersten Nanny Agentur und stellte mich dort vor. Die Mitarbeiterin erinnerte sich sofort an mich und alle begrüßten mich – wie die Amis nun mal sind- superfreundlich und nett. Sie stellten mir tausend Fragen, die nicht so einfach zu beantworten waren, aber ich verließ nach knapp zwei Stunden mit einem guten Gefühl die Agentur. Sie hatten mich in ihre Kartei aufgenommen und waren sehr zuversichtlich, dass sie eine Familie für mich finden würden. Ich sollte mich Anfang Dezember noch mal melden, damit sie die Suche nach einer Gastfamilie beginnen konnten, da ich ja noch auf meine Green Card warten musste. 
Ein paar Tage später rief ich die Mutter, die mich vor meinem Urlaub kontaktiert hatte an, da ich mit ihr einen Termin abstimmen musste. Sie war am Telefon sehr nett und ich hatte ein gutes Gefühl. Einige Tage später trafen wir uns in ihrem Büro in San Jose, wo sie auch lebte. Die Familie hat zwei Jungs im Alter von 8 Monaten und knapp drei Jahren. Sie leben in einem riesigen Haus mit Swimmingpool in den Hügeln von San Jose (in der Nähe von San Fransisco) und haben ein weiteres Haus auf Hawaii, wo sie einen Monat im Jahr verbringen. Beide Elternteile sind noch sehr jung, die Mutter ist 29, der Vater 30 Jahre alt und sie sehen ihre zukünftige Nanny als Teil der Familie, was für mich ja auch der wichtigste Aspekt ist. Wir sprachen 1 ½ Stunden lang über alles Mögliche, ich stellte ihr viele Fragen und sie mir genauso. Es war eigentlich sehr entspannt und lustig und ich hatte ein sehr gutes Gefühl bei dieser Familie, auch wenn sie nicht in meinem „Wunschwohnort“ wohnten und zwei Jungs haben (ja, ich arbeite lieber mit Mädchen...ich kann nicht mal genau sagen, wieso, aber es ist einfach so! Vielleicht ist das total bescheuert, aber ich kann es nicht ändern!). Trotzdem machte ich mir bei dieser Familie keine großen Hoffnungen, ich sah mich noch lange nicht dort wohnen und dieser Pessimismus ist vielleicht auch besser für mich als später wieder enttäuscht zu werden. Außerdem hatten wir noch nicht einmal über das Gehalt gesprochen, was ich aber sehr positiv fand, aber vermutlich würde es wieder an diesem Aspekt scheitern, da sie eine Nanny für ein Au Pair Gehalt wollen. In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch erzählen, dass ich mich bei der ersten Agentur schlau machte, mit was für einem Gehalt ich rechnen sollte und die Mitarbeiterin meinte, dass das Mindestgehalt bei 425$ netto (=600$ brutto) in der Woche liegt, was für mich ein guter Anhaltspunkt war.
Zwei Tage später hatte ich dann das Vorstellungsgespräch bei der Agentur, die ich vor Wochen hier schon mal erwähnt hatte. Obwohl sie am Telefon so taten, als wäre meine Aufnahme in ihre Kartei so gut wie erledigt, so wurde ich bei meiner Ankunft dort herbe enttäuscht, als sie mir sagten, dass sie mich nicht vermitteln könnten, wenn ich nicht bereits in Kalifornien wohnen würde, da würde kein Weg dran vorbei führen. Das war für mich aber überhaupt keine Alternative. Für mich kam es nie in Frage, erst in die USA zu ziehen und erst dann nach einem Job zu suchen, ich wollte bereits vor meinem Abflug wissen, wo ich landen würde.
Die dritte und letzte Agentur reagierte auch nicht viel besser. Sie nahmen mich zwar in ihre Kartei auf, meinten aber direkt, dass ich in den USA wohnen müsste, um zu Interviews zu fahren und keine Familie würde sich auf ein telefonisches Vorstellungsgespräch einlassen. Ich hatte durchaus damit gerechnet, dass ich noch mal über den großen Teich fliegen müsste, um eine Gastfamilie zu treffen, aber ich hatte weder die Zeit noch das Geld, um öfter rüber zu fliegen, um verschiedene Familien zu treffen. Ich fragte die Agentur, ob es nicht möglich wäre, dass ich noch mal für zwei Wochen rüberkomme und in diesen zwei Wochen dann mehrere Vorstellungsgespräche absolvieren könnte. Die zuständige Mitarbeiterin meinte jedoch, dass das so nicht laufen würde und machte mir keine Hoffnungen auf eine erfolgreiche Vermittlung. Ich verließ die Agentur mit einem sehr komischen Gefühl im Bauch und hatte Angst, überhaupt keine Familie mehr zu finden und vielleicht wirklich erst in die USA ziehen müsste, um einen Job zu erhalten. Das war alles so schwierig und kompliziert und obwohl ich immer den Eindruck hatte, mich sehr gut auf meine Auswanderung vorzubereiten, so hatte ich plötzlich das Gefühl, total naiv gewesen zu sein.
Als ich dann kurz nach meiner Rückkunft nach Deutschland meine E-Mails abrief, sah ich, dass ich eine E-Mail von der letzten Agentur erhalten hatte. Ich sollte mich dringend vor meinem Rückflug bei ihnen melden, da sie eine Familie für mich hätten! Na toll, nun war es zu spät...aber das sollte dann vielleicht auch so sein. Außerdem hatte ich eine E- Mail von der San Jose Mutter, die schrieb, dass sie sich sehr gefreut hat, mich kennen zu lernen und sehr dankbar ist, dass ich mir die Zeit dafür nahm. Ihre Mails sind immer sehr kurz und obwohl die E-Mail so klang, als hätten sie immer noch Interesse an mir, so stand doch nicht viel Genaueres drin, also heißt es weiterhin abwarten.
Ich halte euch auf dem Laufenden... !

Alles Liebe, eure Nadine

October 20, 2006

Urlaub in den USA

Seit gestern Mittag hat Deutschland mich wieder und ich muss sagen, dass ich froh bin, wieder hier zu sein. Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, natürlich war mein Urlaub sehr schön und ich habe es in vollen Zügen genossen, wieder in den USA zu sein, aber es war nicht nur schön, sondern auch sehr anstrengend. Drei Wochen in den Staaten, 2900 Meilen Auto gefahren und diese ständige Suche nach einem neuen Hotel...! Die Reise startete in Los Angeles, wo wir drei Tage verbrachten. Ich war von Anfang an von dieser tollen Stadt fasziniert und auch wenn mir viele sagten, L.A. wäre eine schmutzige und unschöne Stadt, ich fand es toll! Super Wetter, Palmen, Strände und natürlich musste ich den ganzen „Touristenquatsch“ mitmachen, den man dort so machen kann: Hollywood inklusive einer Rundfahrt in einer Limousine durch Beverly Hills und Bel Air, außerdem waren wir in Venice Beach, Santa Monica Pier, Malibu, Universal Studios, Warner Brother Studios...!


Alle die mich kennen, wissen, dass ich absolut Sitcom- verrückt bin und besonders die Serie FRIENDS liebe. In den Warner Brother Studios hatte ich dann die Gelegenheit, das Set dieser Serie zu besuchen und ebenfalls das Set der Serie „Gilmore Girls“ zu besichtigen. Ich glaube, ich muss nicht weiter erwähnen, wie ich strahlte und wie beeindruckt und überwältigt ich war, oder? :)
Nach diesen drei Tagen ging es über den Pacific Coast Highway hoch Richtung San Fransisco. Unterwegs legten wir einen Zwischenstopp in San Jose ein und besuchten das „Winchester Mistery House“.
San Fransisco begrüßte uns mit Regen und meiner Empfindung nach mit eisiger Kälte. Nichts desto trotz saß ich staunend im Auto und bewunderte die Skyline bei Nacht. Unser Hotel, was eher eine Jugendherberge war, war leider weniger toll. Wir mussten uns das Zimmer mit vier anderen Jungs teilen, was weniger ein Zimmer, als eine Hundehütte war. Nun gut dachte ich, zwei Tage werde ich das schon aushalten, wir müssen hier ja schließlich nur schlafen. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Die erste Nacht verlief so: Der Typ der unter mir im Etagenbett schlief (Michael) war schwul und machte jeden Kerl an, der bei uns im Zimmer war. Ein anderer konnte dies weniger gut händeln und flippte aus. Die weitere Nacht war für mich mehr eine schlaflose Nacht, da dieser besagte Kerl sehr, sehr laut schnarchte. Ich hatte das Gefühl, in dieser Nacht noch jemanden umbringen zu müssen ;-)! Die zweite Nacht war allerdings noch viel schlimmer, da ich immer mehr den Eindruck bekam, dass Michael ein Drogenabhängiger auf Entzug war! Zumindest verhielt er sich so. Jede Stunde sprang er wie ein Wilder aus dem Bett, schrie rum, führte Selbstgespräche und flippte total aus. Er rannte aus dem Zimmer, spuckte oder erbrach sich in dem Mülleimer neben unserer Tür, rannte zurück und dann war wieder Ruhe. Na ja, wenigstens für eine gewisse Zeit. Als wenn das nicht genug war, so ereignete sich draußen vor unserem Fenster noch eine handfeste Schlägerei, wo dann auch die Polizei eingeschaltet wurde. Super! San Fransisco war dafür umso schöner, auch wenn mein Vater wieder nur einen ganzen Tag dort verbringen wollte.


Weiter ging es zum Yosemite National Park, wo wir ebenfalls einen Tag verbrachten. Ich mag ja lieber diese großen Städte und weniger das Land, wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir eine Woche in L.A. verbracht, eine weitere in San Fransisco und die dritte in Las Vegas.
Am Ende der dritten Woche trafen wir nach einigen Zwischenstationen in kleineren Städten dann in Las Vegas ein. Nach einem kurzen Ausflug in ein Outlet (wo ich natürlich ausgiebig Geschenke für meine Lieben daheim kaufte), erkundigten wir den Las Vegas Blvd. (Strip) und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Unglaublich diese Stadt und ich fand es mal wieder sehr schade, dass wir nicht länger dort verbringen konnten.
Danach fuhren wir Richtung San Diego, weiter über Long Beach und viele weitere schöne Städte am Meer bis wir nach am Ende wieder in Los Angeles endeten, wo wir noch zwei weitere Tage verbrachten.




Drei Jahre ist es her, seit ich zuletzt in den USA war. Vor unserer Abreise hatte ich irgendwie Angst, dass mir Kalifornien gar nicht gefallen würde, aber diese Angst stellte sich dann glücklicherweise als unbegründet heraus. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich merkwürdigerweise in der ersten Woche ein leichtes Heimwehgefühl hatte, was ich mir absolut nicht erklären konnte. Dieses Gefühl machte mir totale Angst. Zum einen weil ich nicht wusste, woher dieses Gefühl kam und zum anderen natürlich mit dem Gedanken an die bevorstehende Auswanderung! Wenn ich schon nach zwei Tagen Heimweh hatte, wie sollte ich diese ganze Sache dann bewerkstelligen? Mittlerweile denke ich, dass ich mich einfach so fühlte, weil ich dort ja kein Zuhause hatte. Wir reisten ständig herum, blieben nie für lange  an einem Ort und ich hatte keinerlei Privatsphäre, was ich überhaupt nicht mag. Natürlich ist mir klar, dass ich auch nach meiner Auswanderung Heimweh haben werde, ich denke, das ist auch ganz normal und wird vergehen. Ich hoffe es. Es war schon ein sehr merkwürdiges Gefühl dort zu sein. Jede Stadt, die wir besuchten, betrachtete ich als potenzielles neues Zuhause, ich dachte ständig darüber nach, wann ich wohl das nächste mal in den USA sein würde, wo ich landen würde und wie es mir gehen würde. Doch mittlerweile vergeht die Zeit so rasend schnell, dass ich auch Angst bekomme. Angst vor meiner eigenen Courage und diesem großen Schritt. Und das wird wohl erst der Anfang sein...!


Alles in allem war der Urlaub aber wirklich sehr schön und hat mir Gelegenheit gegeben meine neue Heimat etwas kennen zu lernen. Alles weitere folgt bald...!

Bis bald, eure Nadine